Piraten!

VON CHRISTINE KÄMMER
Blauer Stoff verhüllt die Zuschauerränge, in die tiefer gelegene Bühne des ThOP sind Schiffsplanken, Bug und Heck genau eingepasst: Ein Piratenschiff auf hoher See. Die Kulisse des Stückes "Piraten!", geschrieben von Regisseur Jürgen Stenzel, ist aufwändig, die Requisiten originell.

In den Kanonen stecken Silvesterknaller, und im Gemüsebeet an Deck wurde gar eine Ananas verbuddelt. Da darf auch das Herz in der Klotür nicht fehlen, und die Klorolle dient im Gefecht als Wurfgeschoss.

Die Besatzung: Ein Haufen schräger Charaktere mit englischen Namen, die übersetzt "Entenschwein" oder "Pflaumenfleischpudding" bedeuten. Scheinbar erteilt Offizier Mustard McRib alias Lars O. Kautschor die Befehle, doch die Mannschaft diskutiert alles untereinander aus. Kapitän Pepper Shark bekommt von alledem nichts mit. Er lässt sich nie an Deck blicken, nur seine Mundharmonika erklingt ab und zu aus dem Schiffsbauch.

Vahagn Maloyan kann als Pyrotechniker Aceto Polpettone herrlich auf Italienisch fluchen. Vor allem dann, wenn ihm mal wieder der Versuch misslingt, eine Kanone zu zünden. Oder wenn man ihm einen seiner Goldzähne ausreißt, um Spielschulden zu begleichen.

Der französische Koch Côte LaVinaigre, gespielt von Ronald Thoden, kocht nur vom Feinsten, doch seine barbarischen Gefährten verschmähen seine "Hors d'œuvre mit Saaahne'äubschen". Sie wollen Bratkartoffeln mit Spiegelei - und besingen dies ebenso schief wie lautstark komisch. Auch die anderen Gesangseinlagen ernten Gelächter.

Die witzigen Wortgefechte in Reimform erinnern teilweise an "Cyrano de Bergerac" und sind Szenenapplaus wert, die Handlung ist da Nebensache.

Nur soviel: Es geht um zwei Piratencrews, ein Schiff voller Frauen und die verhasste königliche Marine. Es folgen einige Verwicklungen und Rache, blutige Rache. Am Schluss sind dann alle tot, und durch die Stille dringt nur die Mundharmonika des Kapitäns. Köstlich!