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Das Leben ist ein Traum, und die Katze grinst dazu
Kritik des GT zur Premiere am 04.04.2003
Mit Willkür regiert die Rote Königin ihr Land. Auf ihren
Wink hin werden selbstbewusste Männer zu lächerlichen,
um ihr Leben winselnden Zwerge. Sie herrscht, sie steht über
allen und ist mächtig.
Macht, darum geht es in Alice" nach den Erzählungen
von Lewis Carroll. Macht über andere und über sich selbst,
über Realität und Traum. Das Stück des English
Drama Workshop hatte am Freitag im Theater im OP (ThOP) Premiere.
Mit Spaß an kleinen Details, an witzigen Requisiten und
turbulenten Szenen zeichnet Regisseurin Tina Breckwoldt die
Wunderwelt der Alice. Dabei nutzt sie die Ebenen und Stufen
im ThOP und hat das Ensemble, das mit spürbarer Spielfreude
agiert, geschickt besetzt. Die Flucht aus der Einsamkeit der
realen Welt führt das Mädchen Alice - wunderbar zwischen
Angst, Naivität, Frechheit und kindlicher Neugier gespielt
von Daniela Urban - in die Gewalt der Traumwelt. Das Kind Alice
öffnet sich immer wieder den neuen Figuren und Situationen
und wird jedes Mal in seiner Vorstellung getrogen. Niemandem
ist zu trauen, nichts ist wie es scheint. Größen
und Zeiten verschwimmen.
Autorität und Gewalt bestimmen das Zusammenleben. Regisseurin
Breckwoldt und Assistentin Birga Ipsen haben sehr phantasievoll
die Tiefen des Stücks hervor geholt, unterstützt von
Ilsabe Küsters
Requisiten und aufwendigen Kostümen. Flüsternd, pompös
oder auch mal träumerisch begleiten Christian Spieß
und Cabral Lobato mit musikalischen Tupfern auf dem Klavier,
der Gitarre und mit
unterschiedlichen Percussioninstrumenten die Figuren von Szenerie
zu Szenerie. Mit den Augen und der Logik des Kindes gesehen,
werden die Erwachsenen zu albernen, manierierten Gestalten,
die ihre Rituale und ihre Moral zelebrieren. Die drei Teetrinker
sind gefangen in einer Zeitschleife, in den immer gleichen Gewohnheiten,
und gaukeln dabei sich und den anderen Autonomie vor. Verrückt
sind alle, die in dem Land leben, skurril, manche bedrohlich.
Die Spielkarten trudeln durch die Szene, unfähig zum eigenen
Handeln. Der kleine Herzkönig - ein großartig grantelnder
und grimassierender Tobias Wojcik - kiekst den Untertanen seine
Wünsche entgegen. Saufend, kochend und schimpfend
geben Barbara Korte und Katrin Kruppa hexige Frauen am Herd.
Das Leben ist ein Traum, und die Katze grinst dazu: Lasziv schmiegt
sich das Tier (Birga Ipsen) durch die Szenen und greift mit
seinen spitzen Krallen nach Alice. Die riesenhafte Raupe auf
dem Pilz - Johannes Bergmann zieht immer wieder genüsslich
an seiner Wasserpfeife - nimmt Alices Ängste nicht ernst.
Der Wurm macht sich lustig über das Mädchen, das sich
in der Welt nicht zurecht findet, das sich zu groß oder
zu klein fühlt, aber nie richtig.
Die Flucht aus der Traumwelt führt Alice schließlich
nur wieder zurück in eine unvollkommene Wirklichkeit. Die
Zuschauer ließen sich gern in die Märchenwelt entführen
und dankten mit anhaltendem Applaus für einen hinreißenden
Theaterabend mit viel Witz, Tiefgang und einem Blick hinter
die Türen der Kindheit.
Verena Leidig
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Ab 9. Oktober |
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