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Hühner im Nebel. Ein Reisespektakel
Kritik des GT vom 24.08.2004:
Alltäglicher menschlicher Wahnsinn
Eine Stewardess im hellblauen Kostüm lächelt charmant beim Entgegennehmen der Flugtickets. Die Stimme im Hintergrund bittet die Fluggäste freundlich, ihre Plätze einzunehmen, und wünscht ihnen eine gute Reise. Nein, wir befinden uns nicht auf irgendeinem Flughafen in Deutschland, auch nicht auf einer Urlaubsreise in ferne Länder, es handelt sich hier lediglich um die Einstimmung auf das neue Theaterstück "Hühner im Nebel" von Jürgen Stenzel, das am Sonnabend im Göttinger Theater im OP seine Premiere feierte.
26 Szenen, sieben Bühnenorte, 35 Rollen, sechs Darsteller und 112 Auftritte werden im Programm angekündigt. Das klingt nach einer turbulenten Inszenierung. Und tatsächlich ist "Hühner im Nebel" ein rasantes Reisespektakel, das mit verlogenen Reiseagenturen, verblödeten Touristen, Abenteuerreisenden und schlagzeilensuchenden Journalisten abrechnet. Die Szenen dauern selten länger als ein paar Minuten und spielen abwechselnd im Reisebüro, im Flugzeug, im rumänischen Urwald oder am Nordkap. Jeder der Darsteller schlüpft in sechs verschiedene Rollen - etliche Male hintereinander.
So war Martin Liebetruth eben noch der zum Jähzorn neigende Urlauber einer Rentner-Reisegruppe, überrascht aber schon im nächsten Moment schleimend als leitender Angestellter in einem Reisebüro. Dann wieder bietet er als Melittafrau Kaffee im rumänischen Urwald an oder wartet hingebungsvoll auf sein Blind-Date am Nordkap.
Besonders sein Auftritt als kleinwüchsiger Legoländer, der Legosteine zum Verkauf anbietet, sorgt für Erheiterung beim Publikum. Die Sprache, die er sich für diese Rolle angeeignet hat, wird man wohl sonst in keinem Land dieser Welt zu hören bekommen.
Auch die anderen Schauspieler verkörpern sehr unterschiedliche Rollen im Stück, von Putzfrauen, alten Omis, Fernsehmoderatorinnen und sexbesessenen Damen ist alles dabei. Das ist nicht nur für den Zuschauer sehr lustig, das motiviert offensichtlich auch die Schauspieler dazu, alles aus sich herauszuholen.
Wenn so viele Geschichten und Personen in einem Stück verwoben sind, könnte man schnell den Überblick und damit das Interesse daran verlieren. Dem ist aber nicht so. "Hühner im Nebel" ist ein Konglomerat absurder Geschichten. Autor Jürgen Stenzel nimmt den alltäglichen Wahnsinn der Menschen von heute verschmitzt und geistreich auf die Schippe. Es macht großen Spaß, sich das anzuschauen.
Ina Bösecke
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Ab 9. Oktober |
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