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Hollywood Boulevard

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Tiefgefrorener Traum von Ruhm
von Christina Rademacher, Göttinger Tageblatt, 2. Juni 1998

Kaum einer verschränkt Kunst und Kommerz so elegant miteinander wie Neil Simon. Der New Yorker ist unbestritten ein Meister der seichten Komödie. Und er hatte gerade in den sechziger und siebziger Jahren so viel Erfolg am Broadway wie kein anderer.
Kaum einer aber wird aber auch die Schattenseiten der Branche so gut kennen. Für den Theatermann von der Ostküste ist die große Traumfabrik an der Westküste dafür ein Paradebeispiel. "Hollywood Boulevard" heißt die Collage aus drei Stücken Simons, die am Sonntag und am Montag als Gastspiel im Göttinger Theater im OP zu sehen war. Sechs Frauen und Männer, die größtenteils im Münchener Studententheater MÜST Bühnenerfahrung gesammelt haben, haben Simons Komödien nach Szenen durchgesehen, in denen der Traum vom glamourösen Dasein als Filmstar mit der ebenso hartnäckigen Wirklichkeit zusammenprallt. Äußerlich sind die Szenen durch den Ort - ein Hotelzimmer - und die Figurenkonstellation - jeweils ein Mann und eine Frau - verknüpft.
Die Idee ist vielversprechend. Doch der Umsetzung mangelt es ein wenig an Einfällen. Das Bühnenbild kommt über die obligatorische Couch und die gutsortierte Bar nicht hinaus, die Kostüme sind allzu klischeehaft, Dramaturgie und Spiel mitunter hölzern.
"California Suite" bildet den Rahmen: Eine Schauspielerin (Stefanie Hauck) bereitet sich mit ihrem Mann (Bernd Benecke) auf die Verleihung der "kleinen, nackten, kahlen Figur" namens Oskar vor. Das Publikum ahnt, daß diese überdrehte Frau das Objekt der Begierde nicht bekommen wird.
Doch einstweilen wird der Traum vom Ruhm tiefgefroren: Das nächste Paar tritt auf. In "Plaza Suite" sehnt sich ein Filmproduzent (schön glatt: Michael Froer) danach, Hollywood zu entfliehen. Doch seine Jugendliebe (schön naiv: Mareike Hülsmann) interessiert sich nicht für den mann, sondern für den Filmproduzenten. Dem dritten Paar im Reigen ergeht es ähnlich. In "Der letzte der feurigen Liebhaber" beißt ein Restaurantbesitzer (Christoph Weisser) bei einem Starlet (Eva Metz) auf Granit.
In L.A. führen die Darsteller, die abwechselnd Regie geführt haben, die Paare schließlich zusammen - ein gutgemeinter Versuch, der unterhaltsamen Collage mehr Tiefe zu geben. Am Buffet blubbern sie in einem Kauderwelsch Textbruchstücke heraus. Verständlich wird nur, daß der Traum von Hollywood wohl ewig leben wird.


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