Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte
- Eine schwarze Sommerkomödie von Aldo Nicolaj -
Presse


Carolin Dobler/ Christina Rademacher, Göttinger Tageblatt vom 28.07.1998


Imagewechsel mit Beethoven


Freude ist es nicht, was sich auf den Gesichtern von Bruno und Mario abzeichnet. Eher diabolisch grinsen sich sich der Liebhaber und der Ehemann Evas an. Schließlich ist gerade nicht Marios Schicksal besiegelt worden, wie es Eva geplant natte, sondern ihr eigenes. Dabei war Eva eine Frau, die wußte, was sie wollte. Den Alltag ihres Mannes Mario hat sie fest im Griff, seine Krawatten pflegt sie ebenso auszusu- chen wie seine Socken. Doch eigentlich will sie ihren Gatten ja loswerden. Dafür kommt ihr Bruno gerade recht.

Eine "Sommer-Krimi-Komödie" soll "Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte" von Aldo Nicolaj sein, ver- spricht das Ensemble vom Göttinger Theater im OP. Doch Spannung mochte bei der Premiere am Freitag nicht so recht aufkommen. Das Stück, das wohl irgendwann in den sechziger oder siebziger Jahren entstanden ist (genau weiß das selbst Regisseur Sascha Erdmann nicht), lebt von Klischees und ist psychologisch eher unmotiviert. War- um verliebt sich Bruno ausgerechnet in Eva, die Frau, die ihn auf äußerst perfide Weise ins Gefängnis bugsiert hat?

Dafür ist die Ausstattung eine liebevolle Parodie auf die Sechziger und Siebziger. Die aufblasbaren Plastiksessel leuchten in grellem Orange, Che Guevara mit Brunos Ge- sichtszügen grinst von der Wohnzimmerwand im Apart- ment des Liebhabers, die Mario-Variante blickt miternster Miene und in Grünblau von der Wand des ehelichen Heims. Selbst das Bettzeug im Krankenhaus ist nicht weiß, sondern orangefarben.

Alexandra Blank ist als Eva schön überdreht, gewinnt ihrer Rolle aber kaum andere Facetten ab. Alexis Karageorgiou spielt den unterdrückten, letztlich aber siegreichen Ehemann mit einem Augenzwinkern, und Sven Abatzis hat als Bruno eini- ge gelungene Auftritte.

Der Imagewechsel vom Pantoffel- zum richtigen Helden gelingt den Männern nur gemeinsam: Zeit für Beethovens neunte Symphonie. Die endet bekanntlich mit der Ode "An die Freude".

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