Ein herrlicher Weihnachtsabend im Vorfrühling
Premiere im Theater im OP: „Frohes Fest“ / Bitterböse Satire von Anthony
Neilson / Kritik des GT vom 26.03.2007
Eine umjubelte Premiere feierte am Sonnabend das Stück „Frohes Fest“ von
Anthony Neilson im Theater im OP. Die bitterböse Satire ließ das Publikum den
ganzen Abend lauthals mitlachen. Das lag zum einen an den tollen Darstellern
und zum anderen an der überaus gelungenen Inszenierung Thomas Müllers.
Natürlich ist es schon ein wenig sonderbar, im nahenden Frühling ein Weihnachtsstück zu präsentieren, aber sonderbar ist auch das ganze Stück. Da
müssen zwei trottelige Polizisten einem alten Ehepaar die Nachricht übermitteln, dass ihre Tochter am Heiligabend auf der Autobahn einen Unfall
hatte. Kaum sind sie im Wohnzimmer der alten Leute angelangt, kommt es zu den
komischsten und absurdesten Verwicklungen und Mißverständnissen, die man sich
auch nur vorstellen kann. Da darf natürlich der Pfarrer nicht fehlen, und eine
militante Kinderschützerin kommt auch noch als Überraschungsgast
hereinspaziert. Bald verwandelt sich das gemütliche Wohnzimmer in ein
Tollhaus.
Unschlagbar drollig die beiden Polizisten Blunt (Roman Lehner) und Gobbel
(Peter Schubert). Der Höhepunkt des Abends ist auch der zum Schreien komische
Striptease der beiden. Wie es dazu kommt? Unbedingt selbst hingehen und
anschauen.
Das ältere Ehepaar wird herrlich skurril gespielt von Anja Kütemeyer und
Rolf-Dieter Franzen. Nicht zu vergessen die gewaltbereite Kinderschützerin
(Cathrin Wilkens) und der zur Hysterie und Psychoanalyse neigende Pfarrer
(Peter Blanke). Allen Darstellern des Stückes ein großes Kompliment an ihre
Schauspielkunst. Dem Regisseur ist es gelungen, glaubwürdige Figuren in einer
völlig verwegenen Geschichte zu gestalten. Keine einzige Minute der
Langeweile kommt bei den Zuschauern auf, denn eine Pointe und witzige Wendung
jagt die andere. Atmosphärisch gut ausgewählt ist auch die Musik, die trotz
beginnender Frühlingsgefühle die nötige Weihnachtsstimmung aufkommen lässt.
Also, nichts wie hin. Frohes Fest!
von
Birgit Nipkau