Geist (g e ; s t)
von Margaret Edson

Kritik des GT vom 30.05.:
Zwischen Leben und Tod
Bedrückend beeindruckende Premiere im Theater im OP

Hey, was machen wir denn heute Abend? Schauen wir doch doch einer 55 Jahre alten Professorin beim Sterben zu. Wird bestimmt lustig. Wird es nicht. Die Inszenierung „Geist" nach Margaret Edson, die am Dienstag Premiere im Göttinger Theater im OP hatte, ist bedrückend und erschütternd. Regisseur Götz Lautenbach hat großes Theater auf die Bühne gebracht.

Nicht auf der ThOP-Bühne, sondern in einem der Kellerräume findet das Ereignis statt. Der Nachteil: Es passen nur 25 Zuschauer hinein. Der Vorteil: Schon der Raum erinnert an einen Krankenhausflur in renovierungsbedürftigen Stadtkrankenhäusern
Dort landet Vivian Bearing (Renate Nordmann), Literaturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Lyrik des 17. Jahrhunderts. Die Diagnose, die ihr die Arzte mitteilen ist niederschmetternd: Krebs in den Eierstöcken, viertes Stadium, „ein fünftes gibt es nicht", erfahrt Bearing. Den Fall nutzt vor allem der auf Forschung versessene Jungmediziner Jason Posner (Andreas Jeßing) als Anlass für eine hammerharte Therapie ohne wirkliche Aussicht auf Erfolg. Beinahe zerbricht die lebenserfahrene und selbstständige Frau an dem Leid, was ihr durch Mensch und Medizin zugeführt wird, bevor sie stirbt.

Dass die Inszenierung zu einem bewegenden Theaterabend geworden ist, hat drei Gründe. Zum einen agiert Renate Nordmann, derzeit am Theater Erfurt engagiert(*), unglaublich überzeugend. Ihr Witz schlägt immer mehr in Verzweiflung und Angst um, die nahe geht. Zum anderen zählt die Textvorlage der Autorin Edson zu den bedeutendsten Stücken der vergangenen Jahre, geadelt durch den Pulitzer-Preis. Schließlich hat Regisseur Lautenbach ganze Arbeit geleistet und das Ensemble aus relativ unerfahrenen Neulingen und Berufsschauspielern zu einer homogenen Einheit zusammengeführt. Hochachtung.

Peter Krüger-Lenz

(*) Hier irrt das GT . Nicht Renate Nordmann ist in Erfurt engagiert, sondern Anne Scherliess.

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