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Pressestimmen


Göttinger Tageblatt vom 16. April 1999:

Groteske Kapuzengestalten

"The Comedy of Errors" ist Shakespeares kürzestes Stück und eines, das verglichen mit bekannteren Werken des Dramatikers, heutzutage eher selten auf den Spielplänen steht. Um so erfreulicher, daß sich der English Drama Workshop der Göttinger Universität in seiner diesjährigen Aufführung dem frühen Shakespeare-Stück gewidmet und es in untadeligem Englisch zur Aufführung gebracht hat.
Nicht zu ernst
Die Verwechslungskomödie um zwei getrennte Zwillingspärchen, die nach vielen Wirren und Mißverständnissen wieder zueinander finden, birgt viele Reize, aufgrund der Kürze und relativen Einfachheit des Stücks und damit einhergehend mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten aber auch einige Schwierigkeiten. Diese hat Regisseur Arne S. Pohlmeier in seiner Inszenierung zum Teil auf gelungene Weise gemeistert. So illustriert er gleich am Anfang die leicht pathetische Erzählung des Egon vom tragischen Schiffbruch der Familie mit grotesken Kapuzengestalten, die sofort dafür sorgen, daß man das Ganze nicht zu ernst nimmt. Auch seine Idee, die Figuren bei ihren Gedankengängen in einen Lichtkegel zu stellen, lockert das Geschehen auf und gibt ihm eine zusätzliche Dimension.
Grundsätzlich problematisch ist dagegen die Entscheidung, die Darsteller auf einer sehr kargen, weiten Bühne und in ganz und gar modernen Kostümen agieren zu lassen. Dies ist zwar legitim und entspricht auch den Überlegungen zu einer möglichen Aktualität des Stücks, die im Programmheft ausgeführt werden. Jedoch nimmt es ihm auch weitgehend seine phantastischen, romanzenhaften Facetten und läßt es unangemessen nüchtern erscheinen.
Diesen Eindruck verstärkt auch die recht kühle Spielweise der Antipholus-Zwillinge, die in geschäftsmäßigen Anzügen daherkommen und ihre Verwirrung eher auf intellektueller Ebene zeigen. Die Rollen sind klar festgelegt: Das Zwillingspaar der Herren strahlt Rationalität und Kontrolliertheit aus, die Sklaven spielen emotional, aufgeregt und witzig. Besonders Antipholus und Dromio aus Syrakus (Keith Williams und Jason Bell) steigern diesen Gegensatz bis zur Übertreibung. Etwas weniger eindeutig und natürlicher agieren Antipholus und Dromio aus Ephesus (Benjamin Pohlmeier und Michael Steinmetz).
Tiefgründigere Elemente
Die beiden weiblichen Hauprollen (Saskia Engels und Emily Turnbull als Antipholus' Frau und deren Schwester) vermitteln in ihren Diskussionen um das Wesen der Ehe sehr überzeugend auch die tiefgründigeren Elemente der Komödie. Allen Beteiligten dankte das Premierenpublikum für Einsatz und Spielfreude mit ausgiebigem Applaus.
Petra Koslowski

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